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Episode
009

Koehler-Ruprecht

Franzi Schmitt & Dominik Sona

Folge
009

Koehler-Ruprecht, Kallstadt/Pfalz (2/2)

May 30, 2021
mit
Franzi Schmitt & Dominik Sona
00:41:56

Bier bleibt Bier und Säure bleibt Säure

Und wieder willkommen zurück bei Charakter/Böden, dem Podcast, wo jene, die es wissen müssen, uns dort, wo es passiert, in ihren Worten Einblicke gewähren, wie Wein wirklich groß werden kann. 

Heuer nun der zwote Teil unseres Besuches im Hause Koehler-Ruprecht. Nach dem Betriebsleiter Dominik Sona lernen Sie heute die Kellermeisterin Franzi Schmitt kennen. Wir hören von der Übergangszeit mit Bernd Philippi, wie es sich mit den Prädikaten und den zugehörigen Vereinigungen so verhält, den Unterschieden zwischen Pfälzer Eichen und Kastanien, und natürlich von Riesling und Chardonnay, der bekanntlich ja nie schadet. Bevor wir uns nun aber im Deutschrap-Karaoke verlieren, hinüber zurück nach Kallstadt, an den nördlichen Teil der Pfälzer Weinstraße.

Straße und Wein (nicht Weinstraße)


TS: Wo wir eben bei den verschiedenen Lagen waren: es ist ja auch recht konstant, was über die Jahrzehnte hier rauskam an Lagen. Es gab da ja nicht so viel Veränderung?


DS: Nee, also, du meinst an verschiedenen Lagen, die wir im Weingut haben? Nee. Das liegt halt aber auch daran, dass wir den Fokus auf Kallstadt haben. In Kallstadt gibt es vier verschiedene Lagen, glaub ich, oder fünf: Kronenberg, Steinacker, Saumagen, Kreidkeller und Annaberg. Fünf sind‘s. Und wir haben wohl zwei, ein Weinberg ist verpachtet außerhalb, und der andere außerhalb ist in Bad Dürkheim... Siehste, hier ist auch ein kleiner See eingebaut, also auch für das Wasser, wenn es abläuft, das Regenwasser. Für die Biodiversität eigentlich super, wenn man so ein kleines Kleinod hier hat. 

Und das Weingut hat sich eigentlich immer auf Kallstadt fokussiert. Also, auf die Herkunft, und das ist ja das, was zählt. Ich könnt‘ mich mit einer Lage, die jetzt in Deidesheim ist, und wenn wir auch da unten die Trauben herkriegen würden, auch wenn‘s nur zehn Minuten mit dem Auto sind, könnt‘ ich mich nicht so identifizieren, wie mit den anderen Lagen, die du vor der Haustür hast, wo das Weingut steht. Und dementsprechend fühlt man sich da schon nochmal ein bisschen mehr angespornt, und auch mehr, ja, mit verbunden. Und dementsprechend, das war wohl bei Otto und Bernd Philippi früher auch schon so, wobei Bernd Philippi ja noch Experimente in Portugal gemacht hat und in Südafrika.


TS: Habt ihr die Huxel noch?


DS: Huxel gibt’s nicht mehr, nee. Den haben sie mit der letzten Flurbereinigung rausgemacht.


TS: Was war das denn? Das gibt‘s dann ja doch nicht an jeder Ecke.


DS: Huxel gibt‘s noch, in Kallstadt, gibt‘s noch genug. Das ist eine Rebsorte, die relativ schnell…, die kannste lange halten und wird relativ schnell süß. Und kriegt auch schnell viel Edelfäule, also Botrytis. Und da kann man sie für hochreife Sachen ganz gut nutzen. Heutzutage wird es noch genutzt für Weißherbst, Federweißer. Weißherbst, Federweißer, neuer Wein, für sowas nutzen sie sie heute. Wir haben sie nicht mehr, was ein Glück, ich brauch die nicht. Die Trauben schmecken gut, aber süß halt. Ist eine Esstraube.


TS: Dann ist aus dem Plan, aus Kallstadt ein zweites Yquem zu machen hier…, der ist jetzt im Federweißer geendet?


DS: Nein, das ist nicht passiert. Das ist leider nicht, also, zum Glück, nicht passiert, weil, als Betriebsnachfolger hätte ich da nicht so meinen Spaß dran, wie an trockenem Riesling. Ja, ist halt immer die Sache, was man hat und was man kriegt bzw. am allerwichtigsten ist, dass man selbst gerne trinkt, was man macht. Und wenn man die Voraussetzungen hat…


TS: Wie bist du denn genau hier gelandet?


DS: Über unseren Ami. Ich war ja zweimal in den USA im Praktikum, in Kalifornien, und bei meiner zweiten Stelle, bei Ted Lemon, Littorai heißt das Weingut, der kennt die Familie Sauvage schon länger, und so kam dann der Kontakt zwischen Familie Sauvage und mir, also über diesen Ted Lemon. Und die haben irgendwann damit gesponnen, ein Weingut in der Pfalz zu kaufen. Also, die haben noch eins in Neuseeland, der Bruder von Allen hat ein Weingut in Neuseeland, Burn Cottage nennt sich das, und der Allen ist so der absolute Deutschwein-Liebhaber, und hat einen Riesen-Deutschkeller daheim auch, also ganz großer Fan. Und der hat irgendwann spitzgekriegt, dass Koehler-Ruprecht zum Verkauf steht. Und dann wurde halt irgendwie überlegt, wie man es macht, ob man einen Nachfolger findet, was auch immer, und wie man es halt anstellt. Dann hat der gesagt, „pass mal auf, ich hab‘ doch da einen. Da gibt‘s doch einen, der ist aus der Region, hat in Kalifornien geschafft, und mit dem könnten wir uns mal unterhalten. Und so kam dann der Kontakt hier zustande, und die Konversation dann auch. Und, ja, dann waren wir uns relativ schnell einig. Es macht ja auch Spaß, ist ja ein schönes Eck. Also, es ist vor allen Dingen ein Tick weg von der Mittelhaardt, also der klassischen Mittelhaardt - Deidesheim, Forst, Wachenheim, Gimmeldingen, Königsbach - da sitzen doch schon viele relativ eng aufeinander. Da bist du noch nicht in den Wingert gefahren, da weiß der Nachbar schon, was du geschafft hast. Und das wird dann auch nach außen hin so kommuniziert. Das passiert halt in Kallstadt nicht ganz so. Da kann man noch ein bisschen machen, wie man will, ohne dass gleich das ganze Dorf drüber spricht.

Ja, und halt, wie gesagt, über kurz oder lang ist das Lagenpotenzial hier wesentlich besser wie, meiner Meinung nach, wesentlich besser wie ein Stück südlicher.


TS: Du hast dann aber noch mit Bernd Philippi eine Weile gearbeitet?


DS: Ja…, der war…, also, ich hab‘ 2010…, im Juli 2009 wurde das Weingut verkauft, 2010, 1.1.2010 hab‘ ich angefangen. Und er war noch dann mit dabei bis Ende 2012 als, ja, wie soll man sagen…, offiziell als Berater. Ja, ein Charakterkopf, der Typ, das muss man schon sagen. Aber auch schwierig, weil, bei ihm gibt‘s nur weiß oder schwarz, und sein weiß oder sein schwarz. Und das ist dann halt auch nicht ganz so einfach, wenn man sein Weingut an jemand anderen verkauft, und nach wie vor noch dabei ist. Nicht so einfach…


TS: Psychologisch ist das ja eine irre schwierige Situation.


DS: Ja, wobei man sagen muss…, er spricht, oder hat seit Mitte der 90er Jahre davon gesprochen, das Weingut zu verkaufen. Also, eigentlich müsste er psychologisch befreit sein. Aber dann merkt man es dann doch, ne, ist dann doch nicht so einfach… Ja, aber wie sagt man so schön, „einen Tod muss man sterben“. Wenn man sich entscheidet, das Ding herzugeben, muss man sich auch damit abfinden. So hart, dass es ist, ja… Das ist jetzt mal kein Auto, dass man irgendwie sagt, man verkauft jetzt sein Auto, sondern ist ja dann doch auch das Lebenswerk von seiner Familie…


TS: Aber, ´Tschuldigung, das ist in Deutschland bei vielen wahrscheinlich die größere…


DS: Ja, das stimmt, aber es ist jetzt nicht über Generationen in der Familie. Außer du hast einen alten Benz, also einen uralten Benz, mit dem übrigens die Bertha Benz, mit dem ersten Modell, sogar bis zum Henninger gefahren ist. Und damals bei den ersten Ausflugsfahrten Kallstadt auch schon besucht hat. Also, ein Dorf voll von Geschichte… und Geschichten…, ja.


TS: Eine der Geschichten, die bei euch immer auftaucht, ist ja, dass ihr sehr lange Teil einer Vereinigung wart und euch dann da gelöst habt.


Mit Adler

DS: Ja, das ist richtig so… Wir sind, oder wurden, Mitglied im Verband der Naturweinversteigerer, ich glaub‘, 1928 oder ´26, relativ früh. Die Pfalz war seit 1908…, aber der Herr Koehler kam dann irgendwie in den 20er Jahren nach Kallstadt und war der Initiator, dass das Weingut Mitglied wird. Und dann sind wir Ende 2014 aus dem Verband der Prädikatsweingüter dann ausgetreten. Auch das hat damit zu tun, dass wir halt unseren…, ja, unserer Linie treu bleiben, und auch hier wenig Platz ist für Neues, in Anführungsstrichen, und uns halt der Tradition der Prädikatsweine bzw. Naturweinversteigerer treu bleiben wollten, indem wir weiterhin das Wort „Prädikatswein“ auch auf‘s Etikett schreiben. Also, „Kabinett“, „Spätlese“, „Auslese“, indem wir zeigen, dass halt die Ursprungsidee, Weine nicht zu chaptalisieren, dass wir das weiterhin so machen und… Gleichzeitig, der Gedanke zur Lage auf dem Etikett als wichtigste Herkunft, auf dem Etikett, den verfolgen wir schon auch, nur sind wir halt der Meinung, dass man aus einer Toplage, wie jetzt dem Saumagen, mehr als einen großartigen Wein produzieren kann, ne. Im Notfall machen wir sieben oder acht trockene Weine pro Jahrgang raus. Und das war halt konträr zu den neuen Ideen des sogenannten Verbandes der Prädikatsweinversteigerer, äh, Prädikatsweingüter, sind ja quasi nur noch Qualitätsweine, die trocken produziert werden. Dementsprechend kann ich das provokant auch sagen, ja, sind wir ausgetreten und das Leben geht weiter. Es ist ja ein leben und leben lassen, und in dem Fall ging‘s drum, das Erbe Koehler-Ruprecht im Prinzip zu erhalten… und mit einem neuen Gesetzestext, nur um ein neues Etikett darzustellen, oder neue Begriffe auf‘s Etikett zu machen, wären wir halt nicht unbedingt weitergekommen. Also, ist unsere Meinung, und uns gibt‘s noch, und uns geht‘s seither genauso gut, oder sogar noch ein bisschen besser. Und dementsprechend war das ein großer Schritt, aber in die richtige Richtung.


TS: Gab‘s da keine Ängste, dass, weil, das ist ja auch so eine Dachmarke, die auch nach außen auftritt…?


DS: Ja…


TS: … die den Konsumenten so ein bisschen Sicherheit gibt, oder zumindest eine Orientierung, grade auch im Ausland, wo der deutsche Wein ja auch…?


DS: Das ist, also, soweit ich das jetzt verfolgt hab‘, ist das fast schon ein Irrglaube mit dem Ausland. Im nahen europäischen Ausland eventuell ja, da ist der Adler ein gewisses Gütesiegel. Im entfernten Ausland nicht unbedingt, also noch nicht mal in den USA ist es immer hilfreich, wenn man den Adler auf dem Etikett hat, weil er halt auch noch ein bisschen rustikal aussieht. Das darf man auch nicht vergessen. Also, wir haben Kunden in Brooklyn, die kaufen erst seit 2014 unseren Wein, weil der Adler nicht mehr drauf ist.

Das sind halt so Sachen, wo man manchmal auch gar nicht dran denkt. Das ist auch ein Qualitätsmerkmal. Und, wichtiger ist aber, dass der Wein schmeckt, und dann kaufen die Leute nicht den Adler, sondern sowieso das Weingut. Und das sehen wir im Burgund, das sehen wir in Bordeaux: die Leute kommen wegen dem Weingut, und nicht wegen dem Adler, zumindest bei uns im Hause. Da gibt‘s mit Sicherheit andere Weingüter, für die ist das hilfreich, wenn da z.B. eine Flasche Wein im LEH (Lebensmitteleinzelhandel) steht mit dem Adler drauf, dann greifen die Leute mehr zum Adler, aber sowas haben wir gar nicht. Wir sind in den oberen anderthalb Prozent der Käuferschicht, und die kaufen, wenn sie im Supermarkt kaufen, kaufen sie Geschenke für die Geburtstagsfeier, wo sie eingeladen sind. Und da steht unser Wein sowieso nicht zur Debatte, ja. 

Also, kann man von beiden Seiten sehen, aber Deutschland an sich auch ist so klein als Weinbauregion oder Weinbauland, dass es da nochmal sowieso im Ausland im Speziellen exotisch ist, wenn man deutschen Wein kauft. Also, in Übersee sowieso, und dementsprechend ist es umso wichtiger, dass die Qualität vom Wein, Weingut und vom Wein, höher ist als das, was drumherum ist. 

Vorsicht mit’m Kopf…




FS: So… also, mein Name ist Franzi Schmitt, ich bin die Kellermeisterin hier im Weingut Koehler-Ruprecht und, ja, seit November 2013 mit an Bord. 


TS: Ist ja jetzt auch schon eine ganze Ecke.


FS: Schon ´ne ganze Weile, ja. Also, direkt nach dem Studium dann hier angefangen. Ich hatte vorher ausgeholfen bei den Weinproben samstags, als der Johannes, der vorherige Kellermeister noch mit da war, und kam dann im November dazu, um das Team zu unterstützen. 2014 ist dann der erste Jahrgang, bei dem ich im Keller zuständig war.


TS: Das ging dann ja relativ fix.


FS: Das ging relativ schnell, genau.


TS: Was passiert denn hier in dem Keller? Das ist jetzt nicht mehr der alte Keller, wo wir jetzt hingehen, sondern ein relativ neuer…


FS: Ja, relativ neu… Ich glaub‘, Ende der 80er…


DS: Mitte der 80er, 60er hinten und Mitte 80er vorne.


FS: Genau… ist der Trakt hier, also, der ganze Lagerplatz oder Lagerbereich ausgehoben und angebaut worden. Also hier, wo das Schiebetor ist. Ja, und da findet dann der ganze Ausbau der Weine statt. Alles verteilt unten. Ist jetzt halt kein alter, historischer Gewölbekeller, wirst du auch gleich sehen, aber, ja, tut trotzdem seinen Dienst. Gehn wir mal.


FS: So, willkommen in den heiligen Hallen! Man hört’s, die Akustik ist auch gleich ´ne andere…

Ja, also, wie man sieht, sieht man Fässer. Das ist ja auch das, was Koehler-Ruprecht ausmacht, oder wofür Koehler-Ruprecht steht: Ausbau in alten Pfälzer Eichenholzfässern, teilweise sind ein paar neuere dabei. Und die Fässer gibt‘s in den diversesten Größen: das fängt an mit kleinen 240-300-Liter-Holzfässern, und geht hoch über die klassischen Halbstück- und Stückfässer, bis hin zu den Doppelstückfässern. Und für Pinot Noir, also für den Spätburgunder bzw. auch für den Chardonnay gibt‘s noch einen kleinen Anteil an Barriquefässern, französische Barriques.


TS: In ein Doppelstück geht wieviel rein?


FS: 2400. Ja, also, Stück ist 1200, Halbstück 600…


DS: Anderthalb 1600… Nee, beim Schoppeglas ist das Stück das Pfälzermaß, also keine 1000 Liter, sondern 1200 Liter.


FS: Ja, und wir reden hier, beim Alter der Fässer, es gibt ältere und jüngere, aber so Durchschnittsalter kann man wahrscheinlich sagen, plus minus 60 Jahre, teilweise sind Fässer dabei, die über 100 Jahre alt sind.


DS: Und tun ihren Dienst.


FS: Genau. Klassischerweise sind das neutrale Fässer, d.h die sind nicht getoastet worden. Also, das hat man bei den Fässern nicht… und durch das Alter geben die jetzt auch nicht mehr den…, da geht‘s jetzt nicht um Holzgeschmack, sondern eher um Sauerstoffeintrag, ja. Also, Holz als Medium, aber in einer neutralen Art und Weise dann für den Ausbau der Weine.


TS: Wenn die Fässer dann mal über dem Punkt weg sind, dass sie noch Holzgeschmack abgeben, was ist denn dann noch der Unterschied zwischen einem alten und einem neuen Fass?


FS: Hm…


DS: Also, eigentlich nur der Geschmack vom Holz, ne… Sonst gibt‘s keinen Unterschied. Ich mein, das was Franzi grade gesagt hat, die Mikrooxidation, das ist nach wie vor da. Die Form, die bleibt bestehen, oval in dem Fall, nicht rund, und ansonsten bleibt das Holz Holz, ne. Ich mein, das ist ja… man kann ja Holzstämme auch nass konservieren, ne, und eben nix passiert, und so ist das dann wohl auch mit alten Holzfässern. Für unseren Stil immer noch vorteilhafter als ein Edelstahltank.


FS: Ja, es ergibt halt ´ne eigene Stilistik. Es ist nicht so, dass jedes Jahr der gleiche Most aus dem gleichen Weinberg in das gleiche Fass gelegt wird, ne. Das variiert jedes Jahr. Was primär der Fall ist, dass die kleineren, gerade hier, die kleinen 300-Liter-Fässer, die ovalen, dass die für die Rieslinge und dann eigentlich auch für die höherwertigen Rieslinge verwendet werden, aber… Gut, Weißburgunder kommt in der Regel auch in die 1600er oder Doppelstückfässer. Ja, aber es ist, wie gesagt, nicht so, dass jedes Jahr Weinberg X in Fass Y kommt. So wird das nicht entschieden. Also, das ist nach Menge vom Most bzw. auch Selektion der Trauben - bei den Rieslingen dann eben -, wird entschieden, wo geht‘s hin. 


TS: Hat man irgendwann Lieblingsfässer?


FS: Also, ich persönlich ja von der Gestaltung her, ja. Ich mein‘, hier vorne hast du ja schon welche gesehen, da gibt‘s noch ein ganz nettes 1600er hier in dem Gang auf der linken Seite. Also, persönlich… ich mag eigentlich so die 600er Fässer ganz gerne, die sind im hinteren Bereich vom Keller. Ja. Weil‘s allein schon jedes Jahr anders ist, find ich, ist es auch schwer einzuschätzen, das Fass ist jetzt mein Lieblingsfass. 


TS: Wer malt denn die Aufzeichnungen?


FS: Also, die Zahlen, das mach ich, das sind die Mostgewichtskontrollen. Die Bilder, die an den Fässern sind, das sind teilweise Praktikanten, oder mal ´ne japanische Bekannte vom Rei, die sich hier verkünsteln durfte… Ja, wer grad Lust hat, also, ich kann dir auch einen Stift in die Hand geben.


DS: Die Kinder vom Chef noch…


FS: Genau, die Kinder vom Chef, definitiv… die hat sich auch hier verewigt. Ja. Was du hier siehst, es ist ja recht trocken. Es sind eigentlich nicht die idealen Bedingungen für die Holzfässer hier. Und da muss man dann immer mal den Boden nass machen oder auch die Fässer nass machen. Wenn man nach hinten geht, also wo auch die Schatzkammer ist, da drückt das Wasser von unten hoch, da ist es ideal für die Flaschen, die da lagern, aber für die Fässer ist es jetzt nicht die allerbeste Bedingung. Deshalb, trocken konservieren geht auch nur eine bestimmte Zeit, sonst verlieren die Fässer halt zu viel Feuchtigkeit, um dicht zu bleiben, und müssen dann eben irgendwann nochmal nass konserviert werden oder mit Most oder Wein vollgelegt werden.


FS: Wir können ja gerne nochmal nach hinten gehen, dann zeig ich dir nochmal die 600er Fässer…


FS: Du warst ja schon mal hier unten… also hier 600er Fässer. Hier geht‘s weiter… noch ein paar mehr… und das sind dann noch 1200er, also Stückfässer mit Kastanienholz. Und die…


TS: Das gibt’s aber doch relativ selten, oder?


DS: Ja.


FS: Ja… also, ich glaub‘, gebräuchlich ist es jetzt eh nicht mehr.


DS: Nee. Die waren früher, also zu der Zeit, zu der die bestellt wurden, waren die billiger als Eiche. Deshalb hat man auf Kastanie zurückgegriffen, sind aber auch in Bad Dürkheim gemacht, also Pfälzer Kastanie in dem Fall auch, aber vom Geschmack her macht‘s keinen Unterschied. 

Die Holzstruktur ist eine andere, also, wenn man sich mit Holz ein bisschen auskennt, sieht man es direkt an der Fasstür schon, aber von Vergärung her und so ist es alles identisch eigentlich, ja. Man hat zwischendurch mal mit Barriquefässern mit Kastanie gespielt, aber offenbar hat sich doch die Eiche durchgesetzt, ja.


FS: Ja, und hier ist noch die Schatzkammer.


TS: Wie weit gehen wir denn da zurück?


DS: Ja, im Prinzip ist Schatzkammer das falsche Wort auch…


FS: Leider nicht so weit!


DS: Es ist ja eigentlich die Kammer für unsere R-Weine. Und dadurch, dass Philippi ja 2009 verkauft hat, hat er eigentlich sein Erbe mitgenommen, also, die alten Jahrgänge fast alle mitgenommen. Und dementsprechend sind halt…, so ab 2007 liegt noch ein bisschen was da, und jetzt halt die aktuellen R-Jahrgänge, die jetzt noch schlafen, bis wir sie dann in den Verkauf bringen. Und unter Top-Bedingungen, bevor wir sie dann wieder auspacken und dann spülen und dann etikettieren.


FS: Ja, und hier siehst du, dass der Bereich halt deutlich feuchter ist, und das ist auch der ältere Teil hier, ne. 60er…, Kelterhaus hier direkt obendrüber, also da, wo die Moste absetzen, bis dann eben es per Schwerkraft hier unten in die Fässer geht.


TS: Aber, das heißt, wenn man jemals ein Weingut kaufen will, ein Traditionsgut, sollte man auf jeden Fall vorher festlegen, was so an Katalog aus‘m Archiv…


DS: Ja, wenn der Verkäufer interessiert ist!


FS: Ja, bzw. wenn man auch wirklich weiß, wieviel da ist, ne.


DS: Das ist dann das nächste.


FS: Das muss ja erstmal sichergestellt werden, ob die Zahlen da auch…


DS: Da ist die Inventur mit Sicherheit sehr flexibel gewesen, ja.


DS: Aber auf der anderen Seite, es ist, ist es wie ist… das Leben geht weiter und jedes Jahr gibt‘s auch einen neuen Jahrgang. Insofern weiß man auch nicht, ob‘s… also, für die Erinnerungen, für die persönliche Erinnerung, ist es wahrscheinlich vorteilhafter, man hat ´ne große Schatzkammer. Für uns ist es wahrscheinlich nicht ganz so dramatisch. Es wär‘ zwar schon schön, wenn man aus den 90ern jetzt mal was ziehen könnte zum Probieren, aber da haben wir beide nicht mitgearbeitet, insofern haben wir nicht diese emotionale Bindung dazu, wie jetzt diejenigen haben, die da mitgeschafft haben.

Also, so nüchtern seh‘ ich das… Verkaufen würden wir sie eh nicht.


FS: Ja, es ist grad… also, Füllung steht übernächste Woche an, deshalb ist hier auch grad so ein bisschen Schlauch- und Filtrationsaction.


TS: Dann füllt ihr ein klein bisschen später als anderswo?


DS: Ja, und das ist unsere erste Füllung noch dazu. Also, das ist jetzt die Basis Riesling und Rest Spätburgunder aus ´18 noch, ja…


FS: Muskateller und Scheurebe.


DS: Und dann füllen wir im Juli nochmal, ne, Ende Juli. Weißburgunder, Chardonnay und Saumagen-Riesling dann. Also, das ist schon wesentlich später wie das Gros, sagen wir mal.


FS: Das heißt aber, dass die Weine halt grundsätzlich sieben, acht Monate auf der Hefe liegen mindestens, die Saumagen-Rieslinge sind eigentlich die, die am längsten Zeit haben. Ja. Und dann wird eben die Vorbereitung für die Füllung gemacht.


DS: Ja. Und das ist im Gegensatz zum Wingert draußen, wo jedes Jahr anders ist, ist das hier im Keller eigentlich jedes Jahr konstant. Also, da machen wir keine großen Experimente und spielen nicht so viel rum.



TS: Wie ist das jetzt, wenn es auf die Lese zu geht und noch nicht klar ist, wie die Reisebedingungen sein werden, werdet ihr genug Leute haben? 


DS: Das ist die größte Herausforderung bisher, ja… Man muss tatsächlich sich ernsthaft überlegen, ob man, wenn es so kommt, dass wir nicht genug Leute herkriegen - also, wir haben den Vorteil, dass die FH in Geisenheim, die geht ein bisschen später los, also, da würden wir noch ein paar Praktikanten abziehen können, das OK haben wir schon, bzw. Zusagen von zwei, drei, die hätten wir schon. Ansonsten muss man sich überlegen, ob man nicht Basisweine wie Weißburgunder, oder auch einen Muskateller oder was, vielleicht doch mit der Maschine holt.

Je nach Erntebedingungen logischerweise auch. Weil, die zwölf Hektar nur mit der Hand mit einer Mini-Mannschaft von fünf Leuten, das kriegen wir wahrscheinlich nicht gepackt. Zumal es ja warm ist draußen und so aussieht, als hätte man - wenn es so weiter geht - als hätte man schnell Herbst. Innerhalb von drei Wochen könnte das passiert sein, und dann muss man ein bisschen reagieren, dann wäre wahrscheinlich die Maschine hilfreich, wenn es so kommt, aber im Moment sieht‘s jetzt so aus, als würden ja die Reisebedingungen zumindest nach Polen hin bzw. von Polen zu uns raus, sind wohl offen, und es dreht sich nur drum, ob die Leute Angst haben, zu kommen oder nicht. Aber dadurch, dass die ja schon lange kommen und das auch mehr oder weniger eine Großfamilie ist, könnte es sein, dass die meisten doch ja sagen und kommen. Abwarten. Also, das ist jetzt die größte Herausforderung neben der finanziellen natürlich, ja.


TS: Gibt‘s schon so Bieterstreite um Lesemannschaften, Material? Weil, ich mein, die Vollernter gibt‘s ja auch nicht unendlich…


DS: Ja, gut, die müssen dann halt nachts durchfahren, ne. Also, die Maschine kostet das gleiche Geld, ob die nachts fahren oder tagsüber, das spielt keine Rolle. Und die sind ja froh, dass sie dann auch das Geld verdienen können, die Jungs. Aber sonst habe ich von Wettbewerb noch nix gehört. Das muss man jetzt aber auch sagen, was die Handlese angeht, gibt’s ja in der Pfalz nicht mehr so viel. Es wird wieder ein bisschen mehr, glaub‘ ich, wie jetzt noch vor zehn Jahren, aber so viel gibt‘s jetzt nicht mehr, weil ja doch das meiste befahrbar ist, und man würde mit Sicherheit immer wieder Leute finden. Aber es ist eine Herausforderung, ja. Müssen wir abwarten, oder müssen wir uns im August nochmal drüber unterhalten, oder Anfang September, ob das wirklich so klappt, wie wir uns das jetzt vorstellen. 


FS: Ja, aber ich mein, man weiß ja jetzt auch nicht… es kann sein, dass der Juli ja total verregnet wird, ne. Dass das ganze nach hinten geschoben wird, die Reife verzögert ist…, also, du kannst halt zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch keine wirklichen Prognosen abgeben.

DS: Dann ist es halt nochmal eine Herausforderung, wenn‘s dann so ist, dass du genug da hast, dass sie halt auch genug Abstand haben. Also, so wie die ganze Zeit, alle in einem Haus schlafen, das geht dann nicht mehr. Da müssen sie, obwohl sie alle miteinander verwandt sind, müssen sie wahrscheinlich doch irgendwie, müssen wir noch was anmieten, und dann Mittagspause in zwei Räumen machen oder in drei Räumen, nicht nur in einem. Also, ist so ein bisschen abzusehen, was passiert, ja. Aber vielleicht kommen wir auch gut rum, und die Hauptbeschränkung hört ja bis jetzt zum 31.8. auf, und wenn das so gut weiter rumgeht, wie es läuft, dann könnte es sein, dass alles läuft wie immer. Aber warten wir mal ab…


FS: Wenn… genau.


DS: Also, wir haben zumindest immer noch ein kleineres Problem als ein Fußballverein, sein Stadion voll zu bringen… Ich glaub‘ nicht, dass die im September schon voll werden dürfen.



TS: Was sich ja auch ändert, wir hatten das ganz am Anfang, als wir draußen im Berg waren, ist das Wetter, das Klima im Allgemeinen. Ihr wart ja, oder die Vorgänger waren ja eine der ersten, die sich hier auch um den Spätburgunder gekümmert haben. Da habt ihr wahrscheinlich in der Zeit, in der ihr hier seid, starke Unterschiede mitbekommen?


FS: Ja, also, ich mein‘, man merkt schon, dass es… Spätburgunder ist eine der Rebsorten, die bei uns mit als erstes geerntet wird, oder mit im ersten Drittel, sag‘ ich jetzt mal, der Lese ist, und entsprechend je nach Jahrgang variiert das ja immer mit dem Lesezeitpunkt, aber man merkt schon, dass es tendenziell nicht mehr Ende September, sondern eher Anfang September mit der Lese losgeht, oder losgehen wird. Also, ich finde, das ist schon der größte Unterschied, weil wir vor allem als…, gut, die Rieslinge, das ist noch mal eine andere Nummer, aber als Weingut an sich haben wir immer zu denen gezählt, die am längsten und bis zum spätesten Zeitpunkt gelesen haben. Ja, wird sich zeigen, wie das halt so noch möglich ist in den nächsten Jahren.


DS: Also, das Wort „Spätburgunder“ ist eigentlich täuschend. Also, normal wäre „Pinot Noir“ das korrektere Wort im Moment, weil, spät ist der schon lange nicht mehr. 2015, glaub‘ ich, war es am 11. September, ging‘s los, und im Moment sieht‘s aus, als ging‘s dieses Jahr…, also, wenn es so weitergeht wie’s ist, geht‘s dieses Jahr genauso früh los, also, erste Septemberhälfte ganz entspannt.


TS: Merkt ihr denn auch wahrnehmbare Unterschiede im Lesegut?


FS: Ja, ist halt schon…, also, du musst halt…, da kommt dann aber auch eben der Faktor der Lesemannschaft bzw. auch die Reife der anderen Rebsorten ins Spiel. Also, du kannst nicht alles auf einmal lesen, das funktioniert nicht, aber er wird reifer, also, das merkt man schon, der Spätburgunder… das definitiv.


DS: Ja, alles, ne. Die Säure wird milder. Also, saurer Riesling, wie noch in den 90er Jahren, das gibt‘s nicht mehr. Also, nicht mehr in der Pfalz, an der Mosel vielleicht da und dort noch in irgendeinem Seitental, aber bei uns in der Pfalz gibt‘s das nicht mehr. Außer man liest ihn dann Anfang September oder Ende August, dann gibt‘s das noch, aber dann ist er unreif sauer. Also, das sind so Sachen, da sieht man schon Unterschiede, deutlich sogar, ja.


FS: Also, ich denke, es wird vielleicht schwieriger werden… wir setzen ja auf Aromenausprägung, und da sind die Zahlen von Säure und Mostgewicht eher zweitrangig, weil’s, wie gesagt, vorrangig um den Geschmack geht, also, ich glaub‘, das wird schon noch ´ne Herausforderung, auch in den nächsten Jahren, zu gucken, wo ist man vom Zeitpunkt her, und dass es einfach nicht zu tief geht mit den Säuren. Ich mein‘, die Weine liegen ja lange im Fass, ne, da wird auch nochmal Säure abgebaut. Ja, aber es wird auf jeden Fall spannend bleiben.


DS: Also, eins ist sicher, jetzt nicht für unseren Betrieb, sondern für die Pfälzer Rieslingschorle: die Säure kommt nach wie vor noch aus‘m Wein, nicht aus der Kohlensäure vom Wasser, gell. So niedrig wird‘s nicht fallen. Aber es bleibt spannend, ja. Aber auf der anderen Seite hat‘s für den Verbraucher Vorteile, weil, viele Leute, die noch dieses „Riesling-ist-sauer“-Image im Kopf haben, die kommen auf den Hof und kaufen Weißburgunder, bis sie dann den Riesling probiert haben, und dann nehmen die in aller Regel noch zwei Kisten Riesling mit, ne. Weil halt dieses „ach Gott, ist der Riesling so sauer“ - das gibt‘s nicht mehr. Also, für den Kunden ist das gut. Mir schmeckt‘s auch besser wie zu viel Säure, da bin ich ganz ehrlich. Also, ich hab‘ im Moment für den Wein großen Vorteil, für den Weinberg nicht, weil es halt so trocken wird und so heiß ist. Die Reben leiden da ein bisschen mehr, aber der Wein hat im Moment…, meiner Meinung nach zumindest, profitiert der von der ganzen Szenerie.


TS: Müsst ihr dann mittelfristig umstellen und die Berge zwischendurch länger ruhen lassen, oder…?


DS: Also, da kann man wahrscheinlich tatsächlich keine Prophezeiung machen, weil, vor zwanzig Jahren war es noch, in der Lehre, 1999, haben wir noch am zweiten November Spätburgunder gelesen, ne. Also, das ist zwanzig Jahre her, das ist noch nicht so lang, wenn man das mal sieht, und das wäre ja mittelfristig. Und so weit im Voraus zu denken, dass wir jetzt hingehen und machen jetzt Cabernet Sauvignon oder sowas, das wollen wir, glaub‘ ich, nicht. Weil, da bewegt sich das, was wir im Moment an Rebsorten haben, auch wenn man jetzt an Chardonnay denkt, bewegt sich das schon noch in einem Korridor, den wir, glaub‘ ich, weiterhin bearbeiten können. An was man denken kann, ist die Laubwandfläche nicht ganz so hoch machen, oder zum Teil ein bisschen höher machen, dass mehr Beschattung ist. Also, sowas muss man sich überlegen, oder ob man überhaupt noch Blätter wegmacht, für mehr Sonneneinstrahlung, das sind so Sachen, die man sich überlegen muss. Aber… mittelfristig ist das immer schwer, weil, du musst dir überlegen, ein Hektar Wingert kostet 40-50000 Euro zum Anlegen, mit Arbeitskosten, mit zwei Jahren Ertragsverlust und blablabla, da ist mittelfristig, ist das viel Geld. Wenn ich sag‘, ich pflanz jetzt einfach mal neu, ich denk‘, das passt nicht mehr, und dann sehen wir in fünf, sechs Jahren, es funktioniert trotzdem nicht, dann ist das Geld weg. Und dementsprechend versuchen wir, glaub‘ ich, so in dem Korridor, eher mal mit, wie ich’s vorhin schon gesagt hab‘, mit Komposteintrag, also Wasserhaltekraft erhöhen, die Bodentemperatur wird ja auch ein bisschen niedriger dann im Sommer, wenn ein bisschen mehr Wasser drin ist… Sowas ist, glaub‘ ich, nicht nur mittelfristig, sondern langfristig, die Priorität, bevor wir jetzt hingehen und nehmen eine andere Rebsorte… Weil wir ja schon Spaß haben mit den Rebsorten, die wir haben.


FS: Klar, du musst halt immer auch gucken, was in dein Profil passt, ne. Oder für was du stehst, also, wenn wir jetzt als Riesling-Weingut, keine Ahnung, was weiß ich, irgendeine autochthone italienische Sorte anbauen würden… weiß nicht.


DS: Ja, da hätten wir vielleicht nicht so viel Spaß. Und dann muss man halt auch dazu sagen, es wird ja hier auch viel…, jetzt hab‘ ich eben Cabernet Sauvignon gesagt, aber wir können auch Syrah nehmen - es gibt so zwei, drei Kollegen um uns herum, die haben Syrah, und wenn ich sehe, was für ein Aufwand das ist, den Syrah bei uns reif zu kriegen, ne. Und dann kauf‘ ich ihn von der Rhône für ein Viertel vom Geld, schmeckt er mir genauso gut. Also, da kauf‘ ich ihn lieber weiterhin aus Frankreich, als dass ich mir die Mühe geb‘ und pflanz‘ Syrah bei uns in der Pfalz. Möglich ist es, Top-Syrah zu machen, garantiert, aber der Aufwand, den man dann hat, der ist so groß, dass wir dann lieber beim Riesling und bei dem, was wir haben - Weißburgunder und Chardonnay - bleiben, glaub‘ ich, Spätburgunder auch, ja.


TS: Über den Chardonnay habt ihr bis jetzt noch nicht so viel gesagt.


DS: Ja, weil wir wahrscheinlich nur im Saumagen waren. Chardonnay haben wir halt vorne die neuen Holzfässer, die sind für den Chardonnay. Also, sobald der Holzgeschmack weg ist, darf Riesling rein, vorher nicht, dem Chardonnay steht das ein bisschen besser. Chardonnay haben wir seit…, den ersten Weinberg seit ´88, also, der ist schon ein bisschen älter, ´90 wurd‘s, glaub‘ ich, erst richtig erlaubt in der Pfalz. Und das ist so ein bisschen unser zweites weißes Standbein eigentlich, neben dem Riesling.


FS: Auch immer beliebter geworden, also grad so in den letzten Jahren, ja, ist das irgendwie so eine Chardonnay-Stilistik, die ganz gut ankommt. Also in zwei Varianten: in der eher klassischen, neutralen Holzvariante, und die andere wäre dann klassischer mit ein bisschen mehr Neuholz-Einsatz. Ja, und die finden beiden echt guten Anklang.


DS: Ja, insbesondere, wenn man jetzt an den Annaberg-Chardonnay denkt, den verkaufen wir in den USA besser wie Riesling fast, und das ist ja immer so bisschen persönlich auch ein Erfolgserlebnis, wenn man irgendwie nach Kalifornien Chardonnay verkauft, ne. Das ist schon irgendwie cool. Und da sieht man auch, dass der Chardonnay offenbar so schlecht gar nicht sein kann, wenn er in einem Land von Chardonnay-Trinkern ganz gut ankommt, ne. Ja, und im Annaberg haben wir halt die Besonderheit, dass das ein älterer Wingert ist und der auf Kreideboden steht, das tut dem Chardonnay ganz gut. Ist kein, im Prinzip, klassischer Burgunder-Typ, es ist eigentlich mehr so der Chablis-Typ Chardonnay, in dem neutralen Bereich, aber auch der in dem neuen Holz geht auch eher in die Richtung. Das ist jetzt eine Rebsorte, die vom Klimawandel unheimlich profitiert hat in den letzten zwanzig Jahren, also in der Pfalz zumindest. 


DS: Ja, aber Riesling ist nach wie vor der King, ne! Bleibt’s auch. Aber so eine Mätresse nebenbei…

Sona & Schmitt



Mit jenem kleinen Einblick in die Pfälzer Keller und Schlafzimmer verabschieden wir uns nun für‘s Erste von Ihnen. Es wurde im Mittelteil schon angedeutet, die Pandemie hinterlässt auch hier ihre Spuren, und manches muss auch mal kurzfristig umdisponiert werden.

Wir gehen also in eine kleine Sommerpause und kehren dann umso frischer mit der zweiten Staffel zurück, sobald alle Beteiligten ordentlich durchgeimpft sind, und wir Ihnen mehr Unverschnittenes direkt aus dem Weinberg präsentieren können. 


Erzählen Sie bis dahin doch gerne befreundeten Weinliebhabern von uns, besuchen Sie charakter_boeden auf Instagram oder unsere Webseiten www.charakterboeden.de bzw. www.bahnhof-thalfang.de. 


Halten Sie sich munter - und auf bald!



Sie hörten die Episode Nummer 9, und damit den Abschluss der ersten Staffel von Charakter/Böden, einer Yadastar-Produktion.

Wie immer sorgte der geborene Pfälzer Marc Übel dafür, dass nicht nur seine Landsmannschaft, so prima es irgend geht, zu hören ist. Die hessischen Adleraugen Carmen Hofmanns wachen stets darüber, dass Sie beim Nachlesen nicht allzu sehr stolpern, selbst wenn die Idiome Ihnen fremd sein mögen. 

Torsten Schmidt recherchiert zwischen Hunsrück und Köln, befragt die Menschen und schießt die Bilder, die zusammen mit Jonathan Gehlens Berliner Entwürfen dann von Jan Niklas Jansen via Munschen im Internerd platziert werden. Das Intro wurde von dem Wiener Oliver Johnson und dem Rheinländer in der Hauptstadt, Denis Hürter produziert, die restliche Musik kommt von einem Kölner Ostwestfalen, Frank „Bäcker“ Westerkamp, und Denis „Adlib“ Hürter.


All dies wäre nichts wert, wenn auch in solch einem verregneten Mai sich die Winzer:innen vor ihrem Alltag draußen drücken würden. 


Danke, nicht nur dafür! Und heute ganz besonders nochmal dem erstklassigen Team aus der Pfalz, Franzi Schmitt, Rei Suzuki und Dominik Sona. 


Wir freuen uns auf Sie und die nächste Staffel in wenigen Wochen. 


Wohlsein!